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Das Geheimnis des Wirr-Wahr-Waldes - eine fast wahre Geschichte aus Dollhausen
Zitat von Dai am Mai 2, 2024, 3:20 pm UhrAls in Dollhausen die Abenddämmerung einsetzt und der Himmel in verschiedenen roten Farbtönen leuchtet, betritt eine zierliche Silhouette den Wirr-Wahr-Wald, der südlich an das kleine Städtchen angrenzt. Vorsichtig schleicht sie sich an den Bäumen vorbei, während sie mit ihren spitzen Ohren aufmerksam nach möglichen Gefahren horcht.Kaliyah bahnt sich ihren Weg immer tiefer durch den immer dunkler werdenden Wald, während um sie herum die Bäume unheimlich im Wind rauschen und das Laub unter ihren Füßen knistert. Das fahle Licht des Mondes erleuchtet den Pfad nur unzureichend, sie holt ihre Taschenlampe hervor und schaltet sie ein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erblickt sie zwischen dem Dickicht die schemenhaften Umrisse einer kleinen Hütte, die recht instabil wirkt und jeden Moment in sich zusammenfallen könnte. Kaliyah ist an ihrem Ziel angekommen.Die Kälte der beginnenden Nacht klammert sich an Kaliyah, als sie ihren Gang zur Hütte weiter fortsetzt. Ihr Atem bildet kleine Dampfwolken in der Dunkelheit Das Licht ihrer Taschenlampe fällt auf die maroden Wände, als sie an der Hütte ankommt. Vorsichtig und behutsam schleicht sie um das kleine Gebäude herum, bis sie vor einem morschen Fenster stehen bleibt, aus dem Licht heraus dringt. Die Scheiben sind schmutzig und von der Zeit gezeichnet, aber Kaliyah presst ihr Gesicht an das Glas, um einen Blick in das Innere zu erhaschen. Ihr Herz schlägt schneller, als sie die Umrisse einer sich bewegenden Gestalt wahrnimmt.
"Das muss sie sein."Die Gestalt bewegt sich seltsam hin und her. Es scheint, als würde sie etwas vorbereiten oder arrangieren. Das Licht im Inneren der Hütte wirft seltsame Schatten an die Wände. Kaliyah bleibt regungslos stehen, versucht, sich nicht zu verraten und hält den Atem an. Durch das schmutzige Fenster beobachtet sie weiter gespannt, was da vor sich geht. Die unbekannte Gestalt scheint etwas auf dem Tisch in der Mitte des Raumes zu arrangieren. Kaliyah kann schemenhaft eine Puppe erkennen, die reglos auf dem Tisch liegt.
„Dann sind die Gerüchte also wahr?"Plötzlich dreht sich die Gestalt zur Seite und Kaliyah erstarrt. Dunkle Augen scheinen direkt in ihre Richtung zu blicken, und ein eisiger Schauer durchfährt sie. Panik steigt in ihr auf, aber sie bleibt stehen, getrieben von der Neugier und dem Wunsch, die mysteriösen Vorgänge zu verstehen.
Von einem seltsamen Gefühl der Unruhe erfüllt, entscheidet sie sich dafür, das Geschehen weiter zu beobachten. Während sich die Gestalt zum Tisch hinbeugt und sich wieder der immer noch reglosen Puppe zuwendet, wird die Atmosphäre immer unheimlicher, und Kaliyah spürt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Plötzlich hebt die Gestalt ihren Kopf, dreht sich zum Fenster und starrt Kaliyah mit einem durchdringenden Blick an. Kaliyah duckt sich schnell nach unten und beißt sich auf die Lippe, wohl ahnend, dass sie entdeckt wurde. Ein unheimliches Lachen ertönt aus dem Inneren, dann ist es plötzlich still. Kaliyah verbleibt weiterhin hockend unter dem Fenster und bewegt sich keinen Millimeter.
"Oh Gott, das ist sie! Es ist Babbel Buhlschitt!"In einem ewigen Moment der Stille und Starre hört Kaliyah eine Stimme direkt von der anderen Seite der Glasscheibe über ihr: "Du kannst dich nicht verbergen, Püppchen. Ich habe Augen und Ohren überall." Dann dreht sie sich schallend lachend um und geht vom Fenster wieder weg.
"So ein Mist! Ich muss schnell zurück zu den anderen."Schnell löst sie sich aus ihrer Starre, erhebt sich aus der Hocke und drückt sich schwunghaft mit einem Arm von der Wand weg, dann eilt sie durch das Dickicht des mittlerweile stockdunklen Waldes zurück. Das Licht ihrer Taschenlampe flackert hastig von einer Seite zur anderen vor ihr her, während sie an den Bäumen und Sträuchern vorbei zurück zum Waldrand rennt. Schwer nach Luft ringend, sind ihre Gedanken immer noch bei der Hütte.
Was verbirgt sich in den Tiefen dieses unheimlichen Ortes?
Warum fühlt es sich so an, als hätte sie gerade den Rand einer düsteren Puppenwelt berührt?
Sie erreicht den Waldrand und spürt wieder festen Boden unter sich. Vorbei an einem großen Teich in der Nähe eines Herrenhauses biegt sie ab und bleibt kurz stehen, um nach Luft zu schnappen. Dann schaut sie zurück in Richtung Wald, aber niemand scheint sie zu verfolgen. Erleichtert setzt sie ihren Gang zügig fort und nach kurzer Zeit erreicht sie auch schon ihre Wohnung. Innen wird sie auch schon besorgt von ihren Mitbewohnern erwartet."Was ist denn mit dir passiert? Wo warst du?"
"Leute, ihr werdet es nicht glauben. Aber ich war im Wirr-Wahr-Wald."
"Was?? Erzähl!"Kaliyah schaut in mehrere neugierige Augenpaare.
"Jetzt setz dich erst einmal hin. Ich mache dir eine heiße Schokolade." Luca geht in die Küche und während er dort in den Schränken kramt und Wasser in den Wasserkocher füllt, setzt sich Kaliyah zu den anderen auf die Couch.
"Ich bin einer Spur gefolgt und in den Wald hineingegangen".
In der Küche brodelt das Wasser im Kocher und ein lautes Klacken ertönt.
"Dort befindet sich tatsächlich eine Hütte."
Ein süßlicher Duft breitet sich im Raum aus und Luca betritt das Wohnzimmer mit einer dampfenden Tasse.
"Und in dieser Hütte habe ich sie gefunden: Babbel Buhlschitt!"
Kaliyah nimmt die Tasse entgegen und umschließt sie mit beiden Händen.
Erst jetzt spürt sie die innere Kälte, die sie vorher auf der Flucht nach Hause vor Aufregung verdrängt haben muss."Das gibt es doch nicht. Ist das wirklich wahr?"
"Ich dachte immer, die Erzählungen sind alle erfunden."
"Und das ist noch nicht alles".
Kaliyah macht eine theatralische Pause, und während sie einen Schluck aus ihrer Tasse nimmt, schauen alle gebannt und voller Erwartung.
"Da drin, in dieser Hütte, lag eine Puppe auf einem Tisch, so als ob sie gerade operiert wird. Mehr konnte ich nicht gut erkennen. Aber Babbel scheint dort seltsame Dinge zu tun."
"Hat sie dich entdeckt?"
"Ja, leider. Aber ich konnte schnell fliehen und sie ist mir wohl nicht gefolgt."
"Das war aber sehr riskant. Warum hast du uns nichts erzählt? Wir hätten doch zusammen hingehen können."
"Ja, ich weiß... Ich dachte, da ist gar nichts dran an den Gerüchten, aber..."
"Hey! Wir sollten zusammen dort hingehen und nachsehen."
"Was denn, jetzt?"
"Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir sollten zumindest sichergehen, dass sie dich nicht doch verfolgt hat. Und wir sollten nachschauen, was in der Hütte vor sich geht."
Kaum ist der Satz zu Ende gesagt, stehen alle schon aufbruchfertig mit Schuhen und Jacken angekleidet im Raum.
"Na schön."
Kaliyah trinkt den Rest der Schokolade aus und erhebt sich von der Couch, um sich der abenteuerlustigen Truppe anzuschließen.Gemeinsam mit ihren Freunden Luca, Adrian, Tristan und Köpfchen macht sie sich erneut auf den Weg zur Hütte.
Unterwegs schauen sie sich immer wieder in verschiedene Richtungen um, aber außer ihnen scheint sich um diese Zeit niemand mehr in der Stadt aufzuhalten.
Auch von Babbel ist weit und breit keine Spur. Die Nacht ist kalt und nebelverhangen, als sie sich dem Eingang des Wirr-Wahr-Waldes nähern. Mit Taschenlampen bewaffnet tasten sie sich durch die von Dunkelheit umgebenen Bäumen und Sträuchern.Nach einer Weile erreichen sie die Hütte und schleichen sich vorsichtig die letzten Meter an sie heran. Kaliyah pirscht sich zielstrebig an das Fenster von vorhin heran und schaut hinein. Ein schwacher Lichtschein beleuchtet nur spärlich den Raum, aber es scheint niemand da zu sein
"Vielleicht sollten wir doch besser wieder nach Hause gehen."
"Leute, hier drüben."
Während Adrian mit einem Arm Köpfchen fest an sich gedrückt hält, zeigt er mit dem anderen Arm zur Haustür, die einen kleinen Spalt offen stand.
"Ist das eine Falle?"
"Wer lässt denn mitten in der Nacht die Tür offen stehen?"
"Was sollen wir jetzt machen?"
"Wir klopfen an."
"Klopfen? Bist du von allen guten Geistern verlassen?"
"Was ist, wenn sie öffnet?"
"Das ist doch der Sinn des Anklopfens, oder?"
"Wir können doch nicht einfach ungefragt da hereinplatzen."
"Mir ist gar nicht wohl dabei, wir sollten besser wieder gehen."
"Wir sind doch den ganzen Weg nicht umsonst gegangen. Was ist, wenn da drin jemand Hilfe braucht?"
"Na schön, aber wenn irgendetwas faul ist, laufen wir weg."
Kaliyahs Klopfen donnert wie ein Paukenschlag durch die eisige Stille des Waldes und niemand wagt es, sich zu rühren, während alle gebannt zur Tür starren. Eng beieinander stehend warten sie eine halbe Ewigkeit, dann dreht sich Kaliyah zu den anderen um.
"Wir sollten uns da rein wagen und wenigstens kurz umsehen."Und schon schob sie die Tür weiter auf und trat langsam über die Türschwelle nach innen, gefolgt von den anderen.
Mit den Taschenlampen beleuchten sie den dunklen Eingangsbereich und tasten sich weiter vorwärts in einen größeren Raum, der nur spärlich beleuchtet ist. Kaliyah erkennt den Tisch wieder, den sie bereits von außen durch das Fenster gesehen hat. Von der Puppe fehlt jedoch jede Spur.
"Bist du sicher, dass hier jemand lag?"
"Ja, ganz sicher."
Als sie näher zum Tisch gehen, entdecken sie darauf abgetrennte Körperteile und diverse Fläschchen und Glasbehälter, in denen eine weiche Masse in einer chemischen Flüssigkeit aufgelöst wird.
"Sind das Hautstücke?"
"Wieso wird das aufgelöst? In... Dolluol?!?"Wegen der spärlichen Beleuchtung im Raum erkunden sie diesen weiter mit ihren Taschenlampen, dabei fällt Adrians Licht auf einzelne Köpfe, die an einer Wand befestigt sind. Plötzlich ertönt ein markerschütternder Schrei im ganzen Raum. Köpfchen, der von Adrian im Arm festgehalten wird, schaut mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen zu den Köpfen an der Wand und fängt ängstlich an zu zittern.
"Da will ich nicht hin! Lasst uns hier verschwinden!! Biiitteeee!!!"Als sie sich alle gleichzeitig zur Tür umdrehen und das Haus verlassen wollen, steht plötzlich Babbel im Türrahmen und blockiert den Weg.
"Schau an, die kleine vorwitzige Elfe ist zurück. Und wen bringt sie alles mit?
Eine Witzfigur von einem Vampir."
Sie schaut angewidert zu Luca hinüber, schwenkt dann ihren Kopf in Richtung Adrian.
"Der Kleinwüchsige mit seinem siamesischen Kopf. Trägt man Köpfe nicht normalerweise auf dem Hals? Nun, bei dir scheint wohl alles zu klein geraten zu sein."
Babbel schaut Adrian von oben bis unten an und ihr Blick verweilt kurz im Bereich seines Schritts und kichert spöttisch in sich hinein.
"Und wer zum Henker bist du???"Noch bevor Tristan antworten kann, versucht Köpfchen nach Babbel zu schnappen,verfehlt aber,da sie flink ausweicht und einen Schritt zurück geht.
"Nicht frech werden, wir wollen das hier doch alle friedlich klären, nicht wahr?"
"Das einzige, was du von Frieden kennst, ist der Eierkuchen."
"Nanana, das sagt genau der, der sich mehr in einer Küche aufhält als in einem Wohnzimmer."
"Wir haben wenigstens eins. Dein „Wohnzimmer“ sieht ja aus wie ein Gruselkabinett."
"Kann ich mir vorstellen, dass es für euch Dilettanten so aussieht.Was versteht ihr schon von Kunstwerken."
Die Gruppe weicht etwas nach hinten aus, als Babbel einen Schritt auf sie zukommt, aber neben dem Tisch stehen bleibt, ein kleines Skalpell in die Hand nimmt und damit auf jeden zeigt, als würde sie damit ein Musikstück komponieren.
"Wenn ich euch so betrachte, wäre hier und da ein wenig plastische Chirurgie auch nicht verkehrt."
"Vielleicht solltest du damit nicht so rummachen wie mit einem Staubwedel."
"Ich sollte dir die Ohren langziehen, du freches Ding."Während die Atmosphäre im Raum immer weiter anspannt, kramt Luca in seiner Tasche und holt eine Banane hervor. Kaliyah blickt ihn kritisch an und fragt: "Luca, wie kannst du jetzt an Essen denken?"
Luca, mit vollem Mund, antwortet: "daf maft mif ganf nervöf!" Kaliyah rollt mit den Augen und kneift ihn in den Arm: "Das ist nicht der passende Zeitpunkt, um an deiner Banane rumzulutschen."
"Wie passend, wie wäre es bei dir mit einer Gewichtsreduzierung?"
Babbel nimmt eines der, mit Chemikalien gefüllten, Fläschchen vom Tisch und geht einen Schritt auf Luca zu.
"Ich weiß nicht, wie ihr auf die Idee kommt, ich wäre ein schlechter Mensch.""Ihr mit eurer ungehobelten , überheblichen Arroganz kommt einfach in mein Haus..."
"...die Tür stand auf..."
"...platzt ungebeten herein..."
"...wir haben geklopft..."
"...und meint mich zu beleidigen und beschimpfen?"
Ich rette Puppen, vor Menschen, die sie schlecht behandeln und nicht mehr haben wollen.
Aber ihr habt von alldem doch keine Ahnung, euch geht es doch zu gut."Babbel macht einen weiteren Schritt auf die Gruppe zu und in diesem Moment lässt Luca vor Schreck die Bananenschale fallen.
"Ich will doch nur das beste.Ich will sie alle retten."
"Das beste für wen? Für die Puppen oder für dich, damit du vor anderen immer nur gut da stehst?"
"Retten? Du schneidest ihnen Körperteile ab!"
"Ach papperlapapp, was wisst ihr denn schon. Ihr wisst doch nur alles besser, aber ihr habt doch überhaupt keine Ahnung."
"Es hat keinen Sinn mit ihr zu diskutieren."
"Allerdings, ich habe immer recht!"Als Babbel einen weiteren Schritt auf die Gruppe zugeht und dabei nach Kaliyahs Ohren greifen will, weichen alle erneut aus. Dabei tritt Babbel mit ihrem Fuß auf die Bananenschale, die Luca zuvor aus der Hand geglitten ist und rutscht darauf aus. Mit lautem Aufschrei landet sie unsanft auf dem Boden. Im Raum herrscht für einen kurzen Moment Stille, bevor Kaliyah trocken bemerkt: "Hoffentlich bist du auf dem Boden der Tatsachen gelandet."
Adrian ruft: "Kommt, schnell raus hier, bevor sie mit uns noch etwas Dummes anstellt. Hier ist ohnehin nichts mehr zu retten." und hält Köpfchen, fest an sich drückend, schützend mit seinen Händen umklammert.Während Babbel wild gestikulierend mit den Armen zappelt und krampfhaft versucht aufzustehen, nutzen alle die Chance, um schnell an ihr vorbei zu huschen und die Hütte zu verlassen.
"Ja, rennt nur! Ich kriege euch! Ihr könnt mir nicht entkommen! Früher oder später kriege ich euch alle!"
Babbels schallendes lautes Lachen erfüllte den ganzen Wald und verfolgt die Gruppe noch bis zum Waldrand. Dort angekommen, drehen sie sich alle noch einmal um."Jetzt verstehe ich, wieso man den Wald Wirr-Wahr-Wald nennt. Die ist ja völlig verrückt!"
Luca legt einen Arm um Kaliyah und schaut sie eindringlich an.
"Versprich uns, dass du keine Alleingänge mehr machst, das ist zu gefährlich."
Auch Tristan rückt näher an Kaliyahs freie Seite und legt ebenfalls einen Arm um sie.
"Du weißt, wir sind immer füreinander da."
Adrian, mit Köpfchen schützend im Arm, gesellt sich ebenfalls dazu und wird von Luca und Tristan festgehalten. Mitten in der kalten Nacht stehen sie nun da, bilden einen kleinen Kreis und halten sich gegenseitig fest.
"Versprochen.""Alle für einen und einer für alle."
Kaliyah bahnt sich ihren Weg immer tiefer durch den immer dunkler werdenden Wald, während um sie herum die Bäume unheimlich im Wind rauschen und das Laub unter ihren Füßen knistert. Das fahle Licht des Mondes erleuchtet den Pfad nur unzureichend, sie holt ihre Taschenlampe hervor und schaltet sie ein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erblickt sie zwischen dem Dickicht die schemenhaften Umrisse einer kleinen Hütte, die recht instabil wirkt und jeden Moment in sich zusammenfallen könnte. Kaliyah ist an ihrem Ziel angekommen.
Die Kälte der beginnenden Nacht klammert sich an Kaliyah, als sie ihren Gang zur Hütte weiter fortsetzt. Ihr Atem bildet kleine Dampfwolken in der Dunkelheit Das Licht ihrer Taschenlampe fällt auf die maroden Wände, als sie an der Hütte ankommt. Vorsichtig und behutsam schleicht sie um das kleine Gebäude herum, bis sie vor einem morschen Fenster stehen bleibt, aus dem Licht heraus dringt. Die Scheiben sind schmutzig und von der Zeit gezeichnet, aber Kaliyah presst ihr Gesicht an das Glas, um einen Blick in das Innere zu erhaschen. Ihr Herz schlägt schneller, als sie die Umrisse einer sich bewegenden Gestalt wahrnimmt.
"Das muss sie sein."
Die Gestalt bewegt sich seltsam hin und her. Es scheint, als würde sie etwas vorbereiten oder arrangieren. Das Licht im Inneren der Hütte wirft seltsame Schatten an die Wände. Kaliyah bleibt regungslos stehen, versucht, sich nicht zu verraten und hält den Atem an. Durch das schmutzige Fenster beobachtet sie weiter gespannt, was da vor sich geht. Die unbekannte Gestalt scheint etwas auf dem Tisch in der Mitte des Raumes zu arrangieren. Kaliyah kann schemenhaft eine Puppe erkennen, die reglos auf dem Tisch liegt.
„Dann sind die Gerüchte also wahr?"
Plötzlich dreht sich die Gestalt zur Seite und Kaliyah erstarrt. Dunkle Augen scheinen direkt in ihre Richtung zu blicken, und ein eisiger Schauer durchfährt sie. Panik steigt in ihr auf, aber sie bleibt stehen, getrieben von der Neugier und dem Wunsch, die mysteriösen Vorgänge zu verstehen.
Von einem seltsamen Gefühl der Unruhe erfüllt, entscheidet sie sich dafür, das Geschehen weiter zu beobachten. Während sich die Gestalt zum Tisch hinbeugt und sich wieder der immer noch reglosen Puppe zuwendet, wird die Atmosphäre immer unheimlicher, und Kaliyah spürt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Plötzlich hebt die Gestalt ihren Kopf, dreht sich zum Fenster und starrt Kaliyah mit einem durchdringenden Blick an. Kaliyah duckt sich schnell nach unten und beißt sich auf die Lippe, wohl ahnend, dass sie entdeckt wurde. Ein unheimliches Lachen ertönt aus dem Inneren, dann ist es plötzlich still. Kaliyah verbleibt weiterhin hockend unter dem Fenster und bewegt sich keinen Millimeter.
"Oh Gott, das ist sie! Es ist Babbel Buhlschitt!"
In einem ewigen Moment der Stille und Starre hört Kaliyah eine Stimme direkt von der anderen Seite der Glasscheibe über ihr: "Du kannst dich nicht verbergen, Püppchen. Ich habe Augen und Ohren überall." Dann dreht sie sich schallend lachend um und geht vom Fenster wieder weg.
"So ein Mist! Ich muss schnell zurück zu den anderen."
Schnell löst sie sich aus ihrer Starre, erhebt sich aus der Hocke und drückt sich schwunghaft mit einem Arm von der Wand weg, dann eilt sie durch das Dickicht des mittlerweile stockdunklen Waldes zurück. Das Licht ihrer Taschenlampe flackert hastig von einer Seite zur anderen vor ihr her, während sie an den Bäumen und Sträuchern vorbei zurück zum Waldrand rennt. Schwer nach Luft ringend, sind ihre Gedanken immer noch bei der Hütte.
Was verbirgt sich in den Tiefen dieses unheimlichen Ortes?
Warum fühlt es sich so an, als hätte sie gerade den Rand einer düsteren Puppenwelt berührt?
Sie erreicht den Waldrand und spürt wieder festen Boden unter sich. Vorbei an einem großen Teich in der Nähe eines Herrenhauses biegt sie ab und bleibt kurz stehen, um nach Luft zu schnappen. Dann schaut sie zurück in Richtung Wald, aber niemand scheint sie zu verfolgen. Erleichtert setzt sie ihren Gang zügig fort und nach kurzer Zeit erreicht sie auch schon ihre Wohnung. Innen wird sie auch schon besorgt von ihren Mitbewohnern erwartet.
"Was ist denn mit dir passiert? Wo warst du?"
"Leute, ihr werdet es nicht glauben. Aber ich war im Wirr-Wahr-Wald."
"Was?? Erzähl!"
Kaliyah schaut in mehrere neugierige Augenpaare.
"Jetzt setz dich erst einmal hin. Ich mache dir eine heiße Schokolade." Luca geht in die Küche und während er dort in den Schränken kramt und Wasser in den Wasserkocher füllt, setzt sich Kaliyah zu den anderen auf die Couch.
"Ich bin einer Spur gefolgt und in den Wald hineingegangen".
In der Küche brodelt das Wasser im Kocher und ein lautes Klacken ertönt.
"Dort befindet sich tatsächlich eine Hütte."
Ein süßlicher Duft breitet sich im Raum aus und Luca betritt das Wohnzimmer mit einer dampfenden Tasse.
"Und in dieser Hütte habe ich sie gefunden: Babbel Buhlschitt!"
Kaliyah nimmt die Tasse entgegen und umschließt sie mit beiden Händen.
Erst jetzt spürt sie die innere Kälte, die sie vorher auf der Flucht nach Hause vor Aufregung verdrängt haben muss.
"Das gibt es doch nicht. Ist das wirklich wahr?"
"Ich dachte immer, die Erzählungen sind alle erfunden."
"Und das ist noch nicht alles".
Kaliyah macht eine theatralische Pause, und während sie einen Schluck aus ihrer Tasse nimmt, schauen alle gebannt und voller Erwartung.
"Da drin, in dieser Hütte, lag eine Puppe auf einem Tisch, so als ob sie gerade operiert wird. Mehr konnte ich nicht gut erkennen. Aber Babbel scheint dort seltsame Dinge zu tun."
"Hat sie dich entdeckt?"
"Ja, leider. Aber ich konnte schnell fliehen und sie ist mir wohl nicht gefolgt."
"Das war aber sehr riskant. Warum hast du uns nichts erzählt? Wir hätten doch zusammen hingehen können."
"Ja, ich weiß... Ich dachte, da ist gar nichts dran an den Gerüchten, aber..."
"Hey! Wir sollten zusammen dort hingehen und nachsehen."
"Was denn, jetzt?"
"Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir sollten zumindest sichergehen, dass sie dich nicht doch verfolgt hat. Und wir sollten nachschauen, was in der Hütte vor sich geht."
Kaum ist der Satz zu Ende gesagt, stehen alle schon aufbruchfertig mit Schuhen und Jacken angekleidet im Raum.
"Na schön."
Kaliyah trinkt den Rest der Schokolade aus und erhebt sich von der Couch, um sich der abenteuerlustigen Truppe anzuschließen.
Gemeinsam mit ihren Freunden Luca, Adrian, Tristan und Köpfchen macht sie sich erneut auf den Weg zur Hütte.
Unterwegs schauen sie sich immer wieder in verschiedene Richtungen um, aber außer ihnen scheint sich um diese Zeit niemand mehr in der Stadt aufzuhalten.
Auch von Babbel ist weit und breit keine Spur. Die Nacht ist kalt und nebelverhangen, als sie sich dem Eingang des Wirr-Wahr-Waldes nähern. Mit Taschenlampen bewaffnet tasten sie sich durch die von Dunkelheit umgebenen Bäumen und Sträuchern.
Nach einer Weile erreichen sie die Hütte und schleichen sich vorsichtig die letzten Meter an sie heran. Kaliyah pirscht sich zielstrebig an das Fenster von vorhin heran und schaut hinein. Ein schwacher Lichtschein beleuchtet nur spärlich den Raum, aber es scheint niemand da zu sein
"Vielleicht sollten wir doch besser wieder nach Hause gehen."
"Leute, hier drüben."
Während Adrian mit einem Arm Köpfchen fest an sich gedrückt hält, zeigt er mit dem anderen Arm zur Haustür, die einen kleinen Spalt offen stand.
"Ist das eine Falle?"
"Wer lässt denn mitten in der Nacht die Tür offen stehen?"
"Was sollen wir jetzt machen?"
"Wir klopfen an."
"Klopfen? Bist du von allen guten Geistern verlassen?"
"Was ist, wenn sie öffnet?"
"Das ist doch der Sinn des Anklopfens, oder?"
"Wir können doch nicht einfach ungefragt da hereinplatzen."
"Mir ist gar nicht wohl dabei, wir sollten besser wieder gehen."
"Wir sind doch den ganzen Weg nicht umsonst gegangen. Was ist, wenn da drin jemand Hilfe braucht?"
"Na schön, aber wenn irgendetwas faul ist, laufen wir weg."
Kaliyahs Klopfen donnert wie ein Paukenschlag durch die eisige Stille des Waldes und niemand wagt es, sich zu rühren, während alle gebannt zur Tür starren. Eng beieinander stehend warten sie eine halbe Ewigkeit, dann dreht sich Kaliyah zu den anderen um.
"Wir sollten uns da rein wagen und wenigstens kurz umsehen."
Und schon schob sie die Tür weiter auf und trat langsam über die Türschwelle nach innen, gefolgt von den anderen.
Mit den Taschenlampen beleuchten sie den dunklen Eingangsbereich und tasten sich weiter vorwärts in einen größeren Raum, der nur spärlich beleuchtet ist. Kaliyah erkennt den Tisch wieder, den sie bereits von außen durch das Fenster gesehen hat. Von der Puppe fehlt jedoch jede Spur.
"Bist du sicher, dass hier jemand lag?"
"Ja, ganz sicher."
Als sie näher zum Tisch gehen, entdecken sie darauf abgetrennte Körperteile und diverse Fläschchen und Glasbehälter, in denen eine weiche Masse in einer chemischen Flüssigkeit aufgelöst wird.
"Sind das Hautstücke?"
"Wieso wird das aufgelöst? In... Dolluol?!?"
Wegen der spärlichen Beleuchtung im Raum erkunden sie diesen weiter mit ihren Taschenlampen, dabei fällt Adrians Licht auf einzelne Köpfe, die an einer Wand befestigt sind. Plötzlich ertönt ein markerschütternder Schrei im ganzen Raum. Köpfchen, der von Adrian im Arm festgehalten wird, schaut mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen zu den Köpfen an der Wand und fängt ängstlich an zu zittern.
"Da will ich nicht hin! Lasst uns hier verschwinden!! Biiitteeee!!!"
Als sie sich alle gleichzeitig zur Tür umdrehen und das Haus verlassen wollen, steht plötzlich Babbel im Türrahmen und blockiert den Weg.
"Schau an, die kleine vorwitzige Elfe ist zurück. Und wen bringt sie alles mit?
Eine Witzfigur von einem Vampir."
Sie schaut angewidert zu Luca hinüber, schwenkt dann ihren Kopf in Richtung Adrian.
"Der Kleinwüchsige mit seinem siamesischen Kopf. Trägt man Köpfe nicht normalerweise auf dem Hals? Nun, bei dir scheint wohl alles zu klein geraten zu sein."
Babbel schaut Adrian von oben bis unten an und ihr Blick verweilt kurz im Bereich seines Schritts und kichert spöttisch in sich hinein.
"Und wer zum Henker bist du???"
Noch bevor Tristan antworten kann, versucht Köpfchen nach Babbel zu schnappen,verfehlt aber,da sie flink ausweicht und einen Schritt zurück geht.
"Nicht frech werden, wir wollen das hier doch alle friedlich klären, nicht wahr?"
"Das einzige, was du von Frieden kennst, ist der Eierkuchen."
"Nanana, das sagt genau der, der sich mehr in einer Küche aufhält als in einem Wohnzimmer."
"Wir haben wenigstens eins. Dein „Wohnzimmer“ sieht ja aus wie ein Gruselkabinett."
"Kann ich mir vorstellen, dass es für euch Dilettanten so aussieht.Was versteht ihr schon von Kunstwerken."
Die Gruppe weicht etwas nach hinten aus, als Babbel einen Schritt auf sie zukommt, aber neben dem Tisch stehen bleibt, ein kleines Skalpell in die Hand nimmt und damit auf jeden zeigt, als würde sie damit ein Musikstück komponieren.
"Wenn ich euch so betrachte, wäre hier und da ein wenig plastische Chirurgie auch nicht verkehrt."
"Vielleicht solltest du damit nicht so rummachen wie mit einem Staubwedel."
"Ich sollte dir die Ohren langziehen, du freches Ding."
Während die Atmosphäre im Raum immer weiter anspannt, kramt Luca in seiner Tasche und holt eine Banane hervor. Kaliyah blickt ihn kritisch an und fragt: "Luca, wie kannst du jetzt an Essen denken?"
Luca, mit vollem Mund, antwortet: "daf maft mif ganf nervöf!" Kaliyah rollt mit den Augen und kneift ihn in den Arm: "Das ist nicht der passende Zeitpunkt, um an deiner Banane rumzulutschen."
"Wie passend, wie wäre es bei dir mit einer Gewichtsreduzierung?"
Babbel nimmt eines der, mit Chemikalien gefüllten, Fläschchen vom Tisch und geht einen Schritt auf Luca zu.
"Ich weiß nicht, wie ihr auf die Idee kommt, ich wäre ein schlechter Mensch."
"Ihr mit eurer ungehobelten , überheblichen Arroganz kommt einfach in mein Haus..."
"...die Tür stand auf..."
"...platzt ungebeten herein..."
"...wir haben geklopft..."
"...und meint mich zu beleidigen und beschimpfen?"
Ich rette Puppen, vor Menschen, die sie schlecht behandeln und nicht mehr haben wollen.
Aber ihr habt von alldem doch keine Ahnung, euch geht es doch zu gut."
Babbel macht einen weiteren Schritt auf die Gruppe zu und in diesem Moment lässt Luca vor Schreck die Bananenschale fallen.
"Ich will doch nur das beste.Ich will sie alle retten."
"Das beste für wen? Für die Puppen oder für dich, damit du vor anderen immer nur gut da stehst?"
"Retten? Du schneidest ihnen Körperteile ab!"
"Ach papperlapapp, was wisst ihr denn schon. Ihr wisst doch nur alles besser, aber ihr habt doch überhaupt keine Ahnung."
"Es hat keinen Sinn mit ihr zu diskutieren."
"Allerdings, ich habe immer recht!"
Als Babbel einen weiteren Schritt auf die Gruppe zugeht und dabei nach Kaliyahs Ohren greifen will, weichen alle erneut aus. Dabei tritt Babbel mit ihrem Fuß auf die Bananenschale, die Luca zuvor aus der Hand geglitten ist und rutscht darauf aus. Mit lautem Aufschrei landet sie unsanft auf dem Boden. Im Raum herrscht für einen kurzen Moment Stille, bevor Kaliyah trocken bemerkt: "Hoffentlich bist du auf dem Boden der Tatsachen gelandet."
Adrian ruft: "Kommt, schnell raus hier, bevor sie mit uns noch etwas Dummes anstellt. Hier ist ohnehin nichts mehr zu retten." und hält Köpfchen, fest an sich drückend, schützend mit seinen Händen umklammert.
Während Babbel wild gestikulierend mit den Armen zappelt und krampfhaft versucht aufzustehen, nutzen alle die Chance, um schnell an ihr vorbei zu huschen und die Hütte zu verlassen.
"Ja, rennt nur! Ich kriege euch! Ihr könnt mir nicht entkommen! Früher oder später kriege ich euch alle!"
Babbels schallendes lautes Lachen erfüllte den ganzen Wald und verfolgt die Gruppe noch bis zum Waldrand. Dort angekommen, drehen sie sich alle noch einmal um.
"Jetzt verstehe ich, wieso man den Wald Wirr-Wahr-Wald nennt. Die ist ja völlig verrückt!"
Luca legt einen Arm um Kaliyah und schaut sie eindringlich an.
"Versprich uns, dass du keine Alleingänge mehr machst, das ist zu gefährlich."
Auch Tristan rückt näher an Kaliyahs freie Seite und legt ebenfalls einen Arm um sie.
"Du weißt, wir sind immer füreinander da."
Adrian, mit Köpfchen schützend im Arm, gesellt sich ebenfalls dazu und wird von Luca und Tristan festgehalten. Mitten in der kalten Nacht stehen sie nun da, bilden einen kleinen Kreis und halten sich gegenseitig fest.
"Versprochen."
"Alle für einen und einer für alle."
Zitat von bofa am Mai 2, 2024, 5:22 pm UhrDas ist sooo schön geschrieben... Man kann sich die Truppe richtig bildlich vorstellen...
Und fiebert mit ihnen mit....
Das ist sooo schön geschrieben... Man kann sich die Truppe richtig bildlich vorstellen...
Und fiebert mit ihnen mit....
Zitat von Lilith am Mai 2, 2024, 11:10 pm Uhr. . . und hat richtig Angst, das sie der Hexe nicht entkommen
Sehr schön geschrieben
. . . und hat richtig Angst, das sie der Hexe nicht entkommen
Sehr schön geschrieben
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